New Fashion Logistics

New Fashion Logistics


Erschienen im Mercedes-Kundenmagazin „Fahrtwind“ des Autohauses Herbert Mühle

 

 

Kraft, Ausdauer und ein Faible für Design zeichnen André Slodowy aus – genau wie seine Lkw-Flotte

Bei New Fashion Logistic in Glinde klingelt das Telefon. André Slodowy prüft die Nummer. „Das ist Ralf Manthei, mein persönlicher Verkaufsberater bei Mühle“, sagt er und hebt ab. „Ich bin gerade im Interview mit ‚Fahrtwind‘. Lass uns bitte später reden. Ich brauche noch zwei Lkw.“

André Slodowy kauft Lastwagen wie andere Leute neue Kleider. Mit Zustimmung seiner Frau Tatjana, die als gelernte Bankkaufrau die Finanzen seiner Firma überwacht, hat er allein 2011 acht Fahrzeuge geordert. Insgesamt besitzt der 42-Jährige nunmehr 25 Brummis, zehn Anhänger, Wechselbrücken und eine Zugmaschine mit 480 PS im Gesamtwert von mehreren Millionen.

Ob Atego, Actros oder  Trailer – alle kommen vom Autohaus Herbert Mühle in Bergedorf. Selbst die Anhänger bestellt André Slodowy bei Ralf Manthei. „Ich werde immer Mercedes und immer bei Mühle kaufen. Dort genieße ich einen hervorragenden Service. Außerdem habe ich schon so viele Wagen mit Stern. Da würde eine andere Marke aus der Reihe fallen.“ Das Militärische habe er bis heute im Blut, gesteht der ehemalige Zeitsoldat. Auf jedem einzelnen Wagen seiner makellos weißen Fahrzeugflotte prangt exakt platziert das blaue Firmen-Logo. Die geschwungenen Linien neben den Buchstaben NFL sind einer Tätowierung auf André Slodowys Körper nachempfunden.

Auch New Fashion Logistic geht ihm unter die Haut. Die Firma bestimmt sein Leben. Das Büro ist im eigenen Wohnhaus untergebracht. Er kennt jeden seiner 34 Mitarbeiter, auch privat. „Ich verstehe was von Menschenführung. Wir sind wie eine Familie“, sagt André Slodowy. Er verlangt viel, zahlt aber auch über Tarif. Der Krankenstand ist minimal. Wenn doch mal einer ausfällt, springt der Chef persönlich ein. Er kennt schließlich jede einzelne Fahrt-Route.

Bei der Bundeswehr war der Elitesoldat auch als Ausbilder tätig. Heute schult er seine 33 Fahrer persönlich und kleidet sie einheitlich ein. Ein adrettes Äußeres ist für jeden bei NFL ebenso wichtig wie fahrerisches Können, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit  und ein durchtrainierter Körper. „Durch die Arbeit mit hängender Ware ist die Modebranche für Lkw-Fahrer anstrengend“, erklärt André Slodowy, der selbst Kampfsportler ist und einst in hoher Liga Fußball spielte.

Durchs Kicken lernte er Mitte der 90-er Jahre Wolfgang Tessen kennen. Der inzwischen verstorbene damalige Chef der Spedition Logwin war ein großer Fußballfan. André Slodowy, ursprünglich gelernter Heizungs- und Klimaanlagen-Monteur, bildete sich in Abendkursen zum Speditionskaufmann weiter. Er erwarb einen gebrauchten Mercedes 814 LK und begann für Logwin Solutions Kleidung zu transportieren. Ein inzwischen vergilbter Scheck vom Dezember 1998 hängt noch heute an der Wand seines Büros: Die ersten selbstständig verdienten 6844 Mark!

Die nächsten Jahre waren hart für den Existenzgründer. André Slodowys Arbeitstag begann vor Morgengrauen und endete erst in der Nacht. Heute nimmt ihm seine Sekretärin Beata Chmielewska einen Teil der Büroarbeit ab. Denn inzwischen ist NFL auch Sub-Unternehmen der Speditionen Meyer & Meyer und DHL Solutions. Transportiert werden Kleidung und Parfümerie-Artikel für die Kunden P&C, C&A, H+M und Douglas.

Mode von Hugo Boss, Armani, Esprit, Escada oder Roy Robson muss pfleglich behandelt werden.  Deshalb besitzt André Slodowy ausschließlich Spezialfahrzeuge. Sie sind luftgefedert, damit Bodenwellen sanft abgefangen werden und keine Bügel von der Stange springen. Ihre Oberflächen sind besonders beschichtet, damit keine Feuchtigkeit eindringt. Damit der Rücken geschont wird, lenken die Fahrer ihre Wagen nur von ergonomisch geformten Sitzen aus.

Auch privat schwärmt André Slodowy für automobile Kraftpakete mit sattem Sound. Er möchte sich einen Mercedes mit reichlich PS unter der Haube zulegen. „Ich habe den SLS getestet. Der ist toll, aber er passt leider nicht in meine Garage“, bedauert der Sportwagenfan. Jetzt wartet er darauf, dass im kommenden Jahr der neue SL auf den Markt kommt. „Wenn Jürgen Mühle mir ein gutes Angebot macht, nehme ich die Vollversion.“

–          New Fashion Logistic in Glinde, Willinghusener Weg 7, Telefon 0 40/72 00 48 46.

Delikatessen aus der Elbe

Wilhelm Grube serviert jetzt frischen Stint

Als Anfang März die letzten Eisschollen von der Elbe verschwanden, waren für die fünf verbliebenen Berufsfischer zwischen Hamburg und Cuxhaven endlich schlimme Monate vorbei. Seit Mitte Dezember hatten sie kaum ausfahren können, weil das Eis die Netze zerriss, Kutter und Leben der Besatzung in Gefahr brachte. Jetzt beginnen zum Glück einträgliche Wochen. Denn der Stint ist da, ein wenig später als nach den zahlreichen milden Wintern der vergangenen Jahre. „Früher war es oft so, dass der Stint erst Mitte März kam. Das ist nicht ungewöhnlich“, erinnert sich Wilhelm Grube, Elbfischer in dritter Generation. Ab Januar machen sich die kaum 20 Zentimeter langen lachsartigen Fische aus dem Meer auf den Weg flussaufwärts zu ihren Laichgründen in Ufernähe oder auf Sandbänken. Wie schnell sie ziehen, hängt von der Wassertemperatur ab. So ist bisher nur wenig Stint in Grubes Fischkisten gelandet.

Wilhelm Grube zeigt in Roggenschrot gebratenen Stint.

Dennoch steht Stint mancherorts schon seit langem auf der Speisekarte. „Bei solch frühen Angeboten handelt es sich häufig um Tiefkühlware oder um Fische aus Frankreich und Belgien, die auch etwas anders aussehen als unser Stint“, sagt Wilhelm Grube, der den Gästen seines Hoopter Restaurants ausschließlich frisch gefangenen Elbstint serviert. Denn Stinte gibt es zwar auch in der Weser und in geringer Menge in der Ems – das Stint-Dorado liegt aber eindeutig in der Elbe. Genauer: Zwischen Hamburg und Geesthacht. Denn die schon im Winter bei Brunsbüttel in Stellnetzen gefangenen Silberlinge sehen gegen die Prachtstücke aus Grubes Reusen buchstäblich klein und blass aus. Sind doch die Exemplare, die zum Laichen aufsteigen, mindestens drei Jahre alt. Nach Eiablage stirbt etwa ein Drittel der Population. Bis zu 1000 Kilo täglich wird Wilhelm Grube bis Ostern aus dem Wasser ziehen, um die enorme Nachfrage zu befriedigen. Schließlich reicht das Einzugsgebiet der Stintfans von der dänischen Grenze bis zum Harzrand und vom Spreewald bis zum Teutoburger Wald.

Zuweilen fallen die Liebhaber der gebraten, geräuchert, sauer eingelegt oder als Suppe servierten Delikatesse in Scharen mit Reisebussen in den Elbdörfern ein. Dass die Bestände durch den Fang zu stark dezimiert werden könnten, befürchtet der Fischer nicht. „Allein die Kormorane fressen ein Vielfaches von dem, was wir heraus holen“, sagt Wilhelm Grube, der mit seinen Mitarbeitern als Einziger in dieser Region fischt und den Stint, der lange als Essen für arme Leute galt, erst salonfähig gemacht hat.

Angesichts zunehmender Fischarmut hatte er damit vor drei Jahrzehnten eine neue Erwerbsquelle erschlossen. Jetzt weiß er nicht mehr weiter. „Vor hundert Jahren war die Elbe der fischreichste Fluss Europas. Nun sind Lachs, Stör und die Große Wanderquappe hier längst ausgestorben. Wir haben ja nur noch den Stint“, sagt der 54-Jährige, der heute mindestens die Hälfte seines Einkommens dem unscheinbaren Fischchen verdankt, das in der einst nur vier bis fünf Meter tiefen Elbe so massenhaft vorkam, dass man die Felder damit düngte.

Wasserverschmutzung infolge der Industrialisierung machte vielen Flussbewohnern den Garaus. Selbst durch die verbesserte Elbwasserqualität nach der Wiedervereinigung geschürte Hoffnungen haben sich weitgehend zerschlagen. Seit das Wasser wieder klarer ist, wachsen durch den vermehrten Lichteinfall im Oberlauf auch mehr Algen. Die treiben flussab, bis sie jenseits des Hamburger Hafens im bis zu 16 Meter tiefen Wasser absinken, wo sie aus Lichtmangel absterben. Bei ihrer Verrottung wird Sauerstoff aufgezehrt. „Gerade kleine Fische, die von der Tide mehrfach durch die Sauerstoff-Löcher gezogen werden, kommen kaum lebendig durch“, sagt Wilhelm Grube.

Doch vor allem die Elbvertiefungen dezimierten die Bestände drastisch. Das Ausbaggern der Unterelbe wirkt sich durch die verstärkte Strömung auch oberhalb des Hamburger Hafens aus. „Die Elbe vertieft sich durch den Sog selbst, seichte Laichzonen gehen so verloren“, sagt Grube. Auch der Kühlwasserbedarf der Kraftwerke macht ihm große Sorgen. Allein das im Bau befindliche Kraftwerk Moorburg wird rund 64 Kubikmeter pro Sekunde filtern. Fischbrut, die mit der Strömung gen Meer driftet, wird eingesogen und vernichtet, glaubt der Fischer. Dass der Bau weiterer Kraftwerke im Unterelberaum geplant ist, lässt Wilhelm Grube zwischen Trauer, Wut und Verzweiflung schwanken. Er hält es für wahrscheinlich, dass die Stintbestände in naher Zukunft stark zurückgehen werden.

Per-Willem Grube, 17, hat seinen Vater kürzlich gefragt, ob der Fischer-Beruf eine Zukunft hat und ob er die Familientradition fortsetzen soll. Er hat ein Schulterzucken zur Antwort bekommen. Wer Stint genießen möchte, tut es am besten bald.

„Familie ist eine Tankstelle“

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Asendorf (mab). Alida Gundlach ist im Norden vor allem aus dem Fernsehen bekannt. Für den NDR moderierte die in Niedersachsen geborene Tochter einer Italienerin und eines Niederländers sechs Jahre lang die „Aktuelle Schaubude“ und war 17 Jahre Talkmasterin des TV-Klassikers „NDR-Talkshow“. Doch die 66-Jährige, die vier Sprachen spricht, ist auch Autorin. Jetzt erscheint ihr neues Buch „Miteinander oder gar nicht.“ In der kommenden Woche stellt Alida Gundlach ihr Werk bei einer Lesung im heimatlichen Asendorf vor.
Trotz vollen Terminkalenders gewährte sie den Harburger Anzeigen und Nachrichten ein Telefon-Interview – schließlich ist sie selbst HAN-Leserin.

HAN: Frau Gundlach, Sie haben lange auf Mallorca gelebt. Was hat Sie in ein Nordheidedorf verschlagen?

Alida Gundlach: Mein Mann Burckhard und ich haben ein neues Zuhause im Umfeld Hamburgs gesucht, das auch für unsere vielen Tiere passen musste. Genau, was wir uns vorgestellt hatten, fanden wir hier in Asendorf. Wir halten einen kleinen Zoo: Hunde, Katzen, Schafe, eine Rehfamilie und Enten.

Auf Ihrer aktuellen CD besingen Sie auch das Landleben. Das klingt durchaus auch kritisch.

Das Landleben entspricht uns. Wir werden nie wieder in die Stadt ziehen. Der Text übt nur augenzwinkernd Kritik. Ich liebe die Natur und die Menschen hier, die erdig sind und ehrlich.

Sie sind Talkmasterin, Moderatorin, Journalistin, Autorin und Sängerin. Eine ehrgeizige Powerfrau. Was bedeutet Ihnen Familie?

Das eine geht nicht ohne das andere. Ich habe ja einen Mann, zwei Söhne, vier Enkeltöchter und einen Enkel. Familie ist eine Tankstelle für mich, die mir immer wieder Kraft gibt.

Um Familie und das Zusammenleben der Generationen geht es auch in ihrem neuen Buch, das Sie kürzlich im Hamburger Literaturhaus vorgestellt haben?

Es geht um Menschen überhaupt und den Umgang mit einander. Die Gleichgültigkeit nimmt immer mehr zu. Darum ist es wichtig, dass Modelle vorgeschlagen werden, wie man auch anders leben könnte. Ich glaube tatsächlich: Wenn man sich nicht darauf besinnt, dass man aufeinander angewiesen ist und einer vom andern abhängt, dann wird es um die Zukunft schlecht bestellt sein. Die Kritik an einander, die auch im Generationenkonflikt laut wird, bringt uns überhaupt nicht weiter, sondern verbreitert nur die Kluft.

Das Buch hat auch autobiografische Elemente?

Ja, eine Mischung aus Sachbuch und Autobiografie. Dieses Konzept gibt es so noch nicht. Ich glaube, das trauen sich viele Autoren nicht, weil man sehr offen sein und Flagge zeigen muss. Aber ich habe mein Leben gehabt, ich muss keinen Trends hinterherlaufen.
Einerseits erzähle ich, welche Menschen und Ereignisse mich geprägt haben. Andererseits habe ich viele Experten aus Politik, Gesellschaft und Soziologie befragt, aber auch mit ganz normalen Leuten unterschiedlicher Altersstufen und Nationalitäten gesprochen. Das Autobiografische mit dem heutigen Alltag zu vergleichen, fand ich irre spannend.

Unterschiedliche Generationen und Nationalitäten gestern und heute – das war ja auch das Thema ihrer Bühnenshow „Zeit“, die Sie im November 2008 aus gesundheitlichen Gründen abbrechen mussten.

2006 habe ich angefangen, alte Wegbegleiter aus meiner Zeit beim Ballett zu suchen. Die habe ich auf der Bühne mit Einsteigern gemischt. Die jüngste, eine meiner Enkelinnen, war sieben Jahre alt, die älteste 77. Zu erleben, wie die Generationen mit einander umgingen, war ein wundervolles Erlebnis. Die anfängliche Skepsis ist schnell enorm großem Respekt gewichen. Alle haben von einander profitiert. Daraus ist Stück für Stück das Buch entstanden.

Die Einnahmen Ihrer Asendorfer Buchpräsentation am kommenden Mittwoch spenden Sie der Bürgerstiftung Hospiz Nordheide. Dass Sie sich vielfältig wohltätig engagieren – insbesondere für Kinder und Tiere – ist bekannt. Warum sammeln sie jetzt für ein Sterbehaus?

Der Tod gehört zum Leben und wird dennoch tabuisiert. Ich finde es wichtig, dass Menschen würdevoll sterben. Das Hospiz leistet da ganz tolle Arbeit. Das muss man unterstützen.

Was erwartet die Gäste bei Ihrer Buchvorstellung?

Es ist eine szenisch-musikalische Lesung mit einigen Überraschungen auf der Bühne. Ich freue mich sehr, meine Lesetour, die bis zum August dauern wird, für einen guten Zweck in Asendorf zu starten. Das Thema Gemeinschaft ist ideal geeignet für eine Benefizveranstaltung mit Freunden, Bekannten und Nachbarn. Ich würde mich freuen, wenn es rappelvoll wird.

Habt ihr mich noch lieb?

Harburger Anzeigen und Nachrichten, erschienen am Montag den 30. November 2009

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Er kam spät, aber er kam: Michael Wendler im Rieckhof

Harburg (mab). Freitag, 12 Uhr: Habe soeben den Auftrag erhalten, über den heutigen Schlagerabend im Rieckhof zu berichten. Michael Wendler tritt auf. Wer ist das? Die HAN und das Internet geben Auskunft. Michael Wendler, bürgerlich Michael Skowronek, geboren am 22. Juni 1972 in Dinslaken, gelernter Speditionskaufmann, seit elf Jahren im Musikgeschäft. Mehr als 350 selbst geschriebene Titel. Bezeichnet seine Musikrichtung als „Deutscher Pop-Schlager“, ein Begriff, den er sich hat schützen lassen. Nennt sich selbst „König des Discofox“. Wöchentliche Auftritte auf Mallorca. Füllte die Köpi-Arena in Oberhausen mit fast 13000 Fans.

Ich werde rechtzeitig da sein müssen, bevor der Rieckhof wegen Überfüllung schließt.

19.45 Uhr: Knapp 300 verkaufte Karten, sagt die Frau an der Kasse. Na ja. Ich finde mühelos Platz in der zweiten Reihe des bestuhlten Saals. Die zentrale Tanzfläche hat die Größe meines Wohnzimmers. „Schlager läuft in Norddeutschland nicht“, sagt Mike Böhm, der hinter mir sitzt. Der Fleestedter muss es wissen, er ist DJ beim Internetsender Foxwahn und mit Ehefrau Sabine und Tochter Maria-Sophie (11) hier.

Die jüngste Wendler-Begeisterte des Abends kommt aus Meckelfeld, heißt Emmi-Sophie und trägt Schnuller zum Fan-T-Shirt. Der Konzertbesuch ist ein Geschenk zum dritten Geburtstag. „Wir sind nur ihretwegen hier und haben auch für sie vollen Eintritt zahlen müssen“, berichten Mutter Anja Lilienfeld (42) und Oma Inge Weyreuther (69).

20.30 Uhr: Emmi reibt sich die Augen. Wendlers Auftritt verzögert sich. Er soll auf der A1 im Stau stecken. DJ Ulf, das Duo „Die Junx“ und Fabienne, Schlagerprinzessin aus der Nordheide, versuchen abwechselnd so tapfer wie erfolglos, das Publikum in Stimmung zu bringen oder wenigstens bei Laune zu halten.

21.35 Uhr: „Wir woll’n Michael Wendler seh’n!“, skandieren Fans vor dem Veranstaltungszentrum. Ich sitze in der Rieckhof-Bar, die Gedanken so trübe wie mein Weizen. Immerhin: Wendlers Tanzmäuse sollen schon da sein. Die kamen aus Richtung Berlin.

21.55 Uhr: „Oh ja, ich bin sauer. Sehr!“, sagt meine Platznachbarin, die seit zwei Stunden bewegungslos auf ihrem Stuhl im Saal hockt. „Keine positive Presse, zwei Stunden Verspätung, so was geht nicht“, zischt Mike aus Reihe drei. Eine der wenigen Tanzenden, eine dralle Blonde in zu engem Streifenshirt, die bisher mit überschwappendem Bier drinnen den Holzboden und draußen das Trottoir genässt hat, schwingt mittlerweile auf der Bühne die Hüften. Weißer Bierschaum netzt den schwarzen Vorhang. Die Menge gröhlt. Der Alkohol zeigt Wirkung.

22.10 Uhr: Er ist da!!! Weißes weit geöffnetes Hemd, die nackte Brust nur von einem Goldkettchen geschützt. Die Arme ausgebreitet wie der Messias tritt Michael Wendler an den äußersten Bühnenrand. Er sei spät, bekennt der Star, aber er habe am Nachmittag noch Dreharbeiten im Haus von Oliver Pocher gehabt. „Ich hätte absagen können, aber ich bin gekommen. Zu euch nach Harburg. Habt Ihr mich noch lieb?“ Unbeschreiblicher Jubel ist die Antwort. Hände und Fotohandys strecken sich ihm entgegen. Lächeln überzieht die eben noch stumpfen Gesichter, die jetzt beseelt zu ihm aufschauen. Niemand sitzt mehr. Jeder will ihn sehen. Ihn hören. Ihn berühren. Augenblicklich vergessen ist jeder Unmut. Die Fans tanzen mit ihm. Sie singen mit ihm. Sie kennen jeden seiner Texte. „Wenn alle Stricke reißen“, „Sie liebt den DJ“. Im Saal herrscht Taumel. Trotzdem mache ich jetzt Feierabend. Es ist 22.45 Uhr.