Buchholz (mab). Der Künstler steht am Bühnenrand und tastet mit dem Fuß die Kante ab. „Als ich das letzte Mal in Buchholz war, bin ich hier hintergehakt und einer Zuschauerin direkt in den Schoß gefallen.“ „Oh, bitte noch mal“, tönt spontan eine weibliche Stimme aus dem Parkett. Das Publikum lacht und applaudiert, Wolfgang Stumph strahlt.
Auch wenn der Schauspieler und seine Fans in der Empore diesmal nicht im Wortsinn auf Tuchfühlung gegangen sind, haben beide Seiten doch große Nähe gespürt und das sichtlich genossen. „Wolfgang Stumph höchstpersönlich“ lautete das Motto des Abends. Eine Retrospektive auf die vergangenen zwei Jahrzehnte des Schaffens des Sachsen. Bereits in der DDR war er als Kabarettist bekannt. Nach der Wende gelang es ihm schnell, sich auch in den „gebrauchten Bundesländern“ (Stumph) als Bühnen- und Fernsehstar einen Namen zu machen. Stumphs Durchbruch markierte 1991 der Film „Go, Trabi, go“, aus dem in der Empore Ausschnitte gezeigt wurden.
Das Programm des Abends war eine ungewöhnliche Mischung aus Film-Vorführung, Kabarett, Lesung und zwangloser Plauderei – eine ebenso umfassende wie werbewirksame Selbstdarstellung.
Der fast 64-Jährige las aus seinen Büchern „Von Fall zu Fall“ und „Sächsische populäre Irrtümer“ und erzählte von seinen Film- und Fernsehproduktionen. Die Namen von deren Helden begännen nicht zufällig mit „St“. Alle spiegelten einen Teil seiner selbst wider, erklärte der Star, der auf Großleinwand Fotos aus seinem persönlichen Album zeigte und freimütig aus dem Privatleben berichtete. So erfuhr das geneigte Publikum, dass der gebürtige Schlesier als Einzelkind einer Werktätigen im Nachkriegs-Dresden aufwuchs und somit oft auf sich allein gestellt war. Ein Umstand, der nach eigener Einschätzung dazu beitrug, dass er früh den Drang verspürte, sich zu behaupten und durch „vorlaute Kasperei“ (Stumph) auf sich aufmerksam zu machen.
Dennoch erlernte das Multitalent zunächst den Beruf des Apparate- und Behälterbauers, studierte Maschinenbau, Pädagogik und Psychologie, bevor er sich entschloss den „wunderbaren Beruf“ des Schauspielers zu ergreifen, der es erlaubt „auf der Bühne auszuleben was man denkt und fühlt und es hört einem jemand zu“.
So mancher Zuschauer hätte sicher gern auf private Bekenntnisse verzichtet und stattdessen mehr intelligenten „Stumphsinn“ genossen. Die kabarettistischen Kostproben waren nämlich äußerst unterhaltsam.